Emotionen oder Gefühle?
In der Hirnforschung ist man sich einig, dass unser Gehirn sich evolutionär entwickelt hat und wir als Menschen Gehirnareale besitzen, die uns von den Tieren unterscheiden.
Emotionen oder Gefühle?
In der Hirnforschung ist man sich einig, dass unser Gehirn sich evolutionär entwickelt hat und wir als Menschen Gehirnareale besitzen, die uns von den Tieren unterscheiden. Hauptverantwortliches Gehirnareal für die Bildung von Emotionen ist das limbische System – welches am verliebt sein genauso beteiligt ist wie an körperlicher Gewaltanwendung – wobei Studien eine feste Vernetzung mit dem Neo-Cortex (der Großhirnrinde) vermuten lassen. Das würde erklären, weshalb es uns leicht fällt, emotionale Ereignisse zu erinnern, obwohl sie lange zurück liegen. Sämtliche Daten, also alle Erinnerungen, sind im Gehirn abgelegt und größtenteils nicht bewusst (aktiv/gewollt) erreichbar. Doch interessanter Weise erinnern wir ganz gewisse Ereignisse immer wieder recht gut. Den Zugang zu ihnen erhalten wir durch das limbische System, welches diese Ereignisse (emotional) eingefärbt, sie sozusagen als wichtig markiert hat. Das heißt, je emotionaler ein Erlebnis ist, desto wahrscheinlicher ist die entsprechende Erinnerung. Daran lässt sich bereits ablesen, wie bedeutend Emotionen für uns Menschen sind.
Im Gegensatz zu den Gefühlen, die tief in uns verankert ruhen und sich auch mit unserer Vernunft gut verstehen, sind Emotionen schwieriger zu kontrollieren und wirken als ein direkter Ausdruck unserer Befindlichkeiten. Durch Hormone aktiviert, erzeugen sie Effekte, die zum Beispiel sofort über den Körper und/oder die Stimme nach außen drängen. Dabei dienen sie der Orientierung – einerseits für andere, die ihr Verhalten uns gegenüber so entsprechend anpassen können und für uns selbst, um einen spürbaren Eindruck unseres aktuellen Zustandes zu erfahren. Der Begriff selbst leitet sich von dem lateinischen Wort „emovere“ ab, was so viel wie „aus sich heraus bewegend“ bedeutet. Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, was fundamental auf die Bewertung von Kommunikation Einfluss nimmt, indem es neben Körper und Stimme unser gesamtes Verhalten beeinflusst. An einem „schlechten Tag“ verhalte ich mich im Straßenverkehr gänzlich anders als an einem „guten Tag“. Ich schimpfe die ganze Zeit laut über den Verkehr, gebe anderen Verkehrsteilnehmern die Schuld für den Stau und rutsche unruhig auf dem Sitz meines Wagens umher. Stresshormone haben mich in diesen hoch emotionalen Zustand versetzt. Mein gesamtes Verhalten spricht Bände. Je nachdem wie stark der emotionale Zustand in einer Situation ist, desto weniger bin ich in der Lage, mein Verhalten, meine Körpersprache, meine Stimme zu kontrollieren.
Wenn die Emotion kommt, dann geht der Verstand!
Genau an dieser Stelle unterscheiden sich Emotionen und Gefühle. Mir fällt es leicht, mich gegenüber jemanden den ich nicht mag (Gefühlslage), der mich aber akut nicht bedroht oder mich gerade sehr verärgert hat, neutral oder sogar freundlich zu verhalten. Meine Körpersprache kann natürlich auch hierbei verräterisch sein. Allerdings in einer ganz anderen, wesentlich geringeren Intensität und äußerst schwer erkennbar für den Kommunikationspartner. Wenn ich hingegen im Moment wütend auf die Person wäre (emotionaler Zustand), so fiele mir die Unterdrückung meiner inneren Haltung ihr gegenüber schwerer und dies wäre auch deutlich erkennbar.
Was genau geht hier vor?
All unseren Wahrnehmungen sind Empfindungen vorgelagert. Sie kennzeichnen die Schwelle von der unbewussten zur bewussten Wahrnehmung. Empfindungen können zur Ausschüttung großer Mengen Adrenalins und Cortisols führen, so dass ich mich zum Beispiel verliebe. Ich empfinde also etwas für eine Person – aber was? Der jetzt stattfindende „Emotionskarneval“ dient in erster Linie der Fortpflanzung. Aber zugleich geht mit ihm eine intensive Auseinandersetzung mit dem anderen Menschen einher. Diese wiederum kann zur Ausbildung „echter“ Gefühle führen, deren Entstehung aber auch einen sehr großen gesellschaftlichen Aspekt aufweisen. Von Liebe sprechen wir nicht so gerne voreilig. Hinsichtlich unserer Gefühle findet eben auch Sozialisation statt. Da schaltet sich die Vernunft ein. Wieder wird der Unterschied zwischen Emotion und Gefühl sichtbar. Unsere Gefühle bilden sich über einen längeren Zeitraum, sitzen tief in uns verankert und lassen sich in der Regel auch begründen. Denken wir nur an Kinder. Über einen komplexen Lernprozess entstehen in der Zeit des Heranwachsens Gefühle wie zum Beispiel Liebe, Vertrauen, Zufriedenheit, Mitgefühl und Frohsinn. Emotionen hingegen sind von Beginn an vorhanden und brechen, teilweise zum „Leid“ der Erwachsenen, ungefiltert nach außen. Denken wir an Wut, Trotz, Angst, Freude und später natürlich auch an das Verliebtsein.
All diese Emotionen nehmen wie erwähnt enorm großen Einfluss auf unser beobachtbares Verhalten. Genau da liegt dann der Hase im Pfeffer, wenn es um Auftritte auf der sozialen Bühne geht. Emotionen beeinflussen unser Verhalten, unser Verhalten beeinflusst die laufende Kommunikation und die laufende Kommunikation beeinflusst die Wahrnehmung. Jetzt entscheidet es sich, wie wir wahrgenommen werden - positiv oder negativ. Ausgehend von einer gefestigten Persönlichkeit sind dabei die spontan auftretenden Emotionen entweder Erfolgsgarant oder Hindernis: Bin ich gut oder schlecht vorbereitet und fühle mich entsprechend sicher oder unsicher. Bin ich ausgeschlafen oder müde und entsprechend gut oder schlecht gelaunt. Bin ich am Thema interessiert oder nicht und entsprechend motiviert oder lustlos.
Es lohnt sich also, so gut es geht, den Einfluss auf sich selbst so gestalten, dass positive, die Kommunikation unterstützende Emotionen wahrscheinlicher Auftreten als negative. Viel Erfolg!